aus einer Konfirmationspredigt (37. Kalenderwoche)

Gedanken zur Woche

Aus einer Konfirmationsansprache
Es gab mal einen Lehrer, der verneigte sich vor seinen Schülern. Jeden Morgen bevor der Unterricht anfing, begrüßte er sie und dann verneigte er sich vor ihnen. Warum tust du das? Wurde er gefragt. Und er sagte: Ich verneige mich deshalb vor meinen Schülern, weil ich ja nicht weiß, ob einer von ihnen vielleicht ein Genie ist oder ein zukünftiger Nobelpreisträger. Weil ich ja nicht weiß, was aus ihnen wird und welchen Kampf sie bestehen werden. Weil ich ja nicht weiß, was in ihnen steckt.“  Diese Haltung machte ihn zum Lieblingslehrer für viele Schüler, auch wenn er genau zensierte und niemandem eine Zensur schenkte. So arbeitet Gott. So arbeitet Gott durch Menschen, die anderen Menschen mit einem großen Vertrauen und einem noch größeren Wohlwollen begegnen. In so einer Atmosphäre kann man sich entwickeln. In so einer Atmosphäre kann man vielleicht auch mal einen Fehler machen ohne dass man sich in Grund und Boden schämen muß.
Konfirmation ist so ein Raum von Gott her, in dem ihr euch ausprobieren und entwickeln dürft. Segen von Gott begleitet euch und öffnet euch diesen Raum. Ich könnte auch sagen: Gott verneigt sich vor euch, weil er ja nicht weiß, was in euch steckt und wie ihr mal euer Leben leben werdet, welchen Kampf ihr bestehen werdet. Eine Ahnung davon habt ihr ja schon. Leben ist nicht Spaß haben. Leben ist das, was einem dazwischen kommt, wenn man sich doch einen so schönen Plan gemacht hat, wie es gehen kann. Das heißt dran bleiben und kucken, wie es denn dann gehen kann. Nicht den Kopf in den Sand stecken, sondern Ausschau halten, Vertrauen darauf, dass eine gute Idee kommt. Gott verneigt sich vor euch. Sein Segen ist Gelingen. Ihr sollt euer Leben gern leben. Ein treuer Freund ist ein Trost im Leben. Wer auf Gott traut, der hat einen solchen Freund. Niemand hat größere Liebe als die, dass er sein Leben gibt für seine Freunde.
Es gibt ja viele Geschichten aus der ganzen Welt. Wahrheit steht heute auf dem Spiel. Das Spiel mit der Wahrheit, mit Lüge und Vertuschen von Wahrheit. Ganz aktuell. Querdenker, die den Staat abschaffen möchten und sich in wilden Verschwörungstheorien verstrickt sehen. Wahrheit. Nein, man kann einem Menschen nicht ausreden, was er als wahr glaubt oder glauben will. Auch sind Demonstrierende, die eine andere Meinung haben als ich, nicht deswegen schon Idioten. Ein Zeichen für den Zustand einer Gesellschaft, ein Warnsystem ja, aber nicht Idioten. Da hört alle Freiheit auf, wo sie anderen ihre Freiheit nimmt. Und da hört Wahrheit auf, wo sie andere beschimpft und niedermacht. Wahrheit hilft zum Leben und zerstört es nicht. Laß dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde Böses mit Gutem. Ein Auftrag an euch. Weil Gottes Segen, das Gelingen mit euch geht, darum bleibt in der Wahrheit. Wo viele alles kaputtreden und Angst machen, da braucht es euch, Menschen die ihr Vertrauen in die Hand nehmen und darauf setzen, dass da, wo man miteinander spricht, da, wo man sich in die Augen schaut, dass da gute Ideen kommen, wie es für alle gehen kann. Versprochen, sagt Gott.

Pastorin Susanne Ackermann
St. Johannis Dannenberg
37. Kalenderwoche