Kirche – wo seid ihr? (30. Kalenderwoche)

 

Gedanken zur Woche

Pastorin Susanne Ackermann, St. Johannis Dannenberg

Kirche – wo seid ihr?

Wo seid ihr gewesen als die Menschen euch brauchten? Manche ärgern sich über die Entscheidungen der Kirche  in der Corona Krise. Ihr habt die Kirchen geschlossen als wir sie doch brauchten! Heftiger kam die Kritik aus den eigenen Reihen: Ihr habt die Botschaft der Christen verraten, als ihr die Kirchen geschlossen habt gerade zu Ostern. Glaubt ihr nicht an Auferstehung, an Gottes Kraft und Wirken?
Das war und ist harter Tobak. Nichts gegen Kritik! Jede Gemeinschaft lebt vom kontroversen Gespräch. Aber eben vom Gespräch. Es scheint, die meisten Kritiker der Kirche haben das schon längst aufgegeben. Ich vermute, dass diejenigen, die sich von der Kirche verabschiedet haben, ihre schärfsten Kritiker sind und sich darin bloß noch selbst bestätigen: Die Kirchen taugen nichts. Sie sind nicht mehr zeitgemäß. Wer glaubt schon noch an einen Gott, so einen herrschenden Übervater? Kein Mensch braucht so einen.
                 Wie verwundbar doch die Hoffnung auf Gott ist! Wie leicht sie widerlegt werden kann. Wie schnell sie nicht mehr paßt, nur deshalb, weil es einem nicht in den Kram paßt. Eine beliebte Methode, die Kirchen mit sich selbst zu widerlegen: Ihr redet von Nächstenliebe und habt selber die Bedürftigen nicht besucht.
Totschlagargumente verhindern jedes Gespräch. Wie eine Lupe zeigt diese Zeit der Corona Krise, wovon schon lange gesprochen wird, vom Bedeutungsverlust der Kirchen. Aber ist das wirklich so? Wenn Gott und die Kirchen nicht funktionieren, wie ich mir das wünsche, ist dann der Glaube nichtig? Gott hat noch nie als Erfüllungsgehilfe meiner Wünsche funktioniert. Nicht als himmlischer Schutzschirm noch als göttliches Dienstleistungsunternehmen. Gott hat noch nie funktioniert! Ich glaube vielmehr, dass Gott verwundbar ist, dass sich Gott verwundbar gemacht hat als er sich auf Menschen einließ.  Berührbar ist Gott geworden, lebt und stirbt, liebt und bangt mit den Menschen mit. Das trägt und hält. Die Verwundbarkeit Gottes ist für mich ein Grund, warum ich Gott die Liebe zu Menschen glauben kann. Und warum ich nicht an die Bedeutungslosigkeit der Kirchen glaube. Und wenn das Kirchenschiff schlingert, erzählt Gott von Wind und Weite, vom Zuhausesein unterwegs.