Ein kleines Licht am 9. Juli

von Heike Sieberns; Vikarin in Damnatz, Langendorf und Quickborn

Keine Entchen. Keine Sandburgen.

Wenn es in den letzten Jahren auf die Sommerferien zuging, wurde ich unruhig.
Hab ich alles besorgt? Hält meine selbstaufblasbare Isomatte die Luft noch? Hat meine Taschenlampe noch Batterien? Und: Werden die Tage, die das Team und ich geplant haben, den Jugendlichen gefallen? Welche Gesichter verstecken sich hinten den Namen auf der Liste? Wie sind die wohl so drauf?
Einige kenne ich schon vom Vorjahr. Einige auch schon vom Jahr davor.

Am Bus gibt es ein großes Hallo und viele Umarmungen. Dann stehen alle Eltern aufgereiht am Parkplatz und winken nochmal fröhlich zum Abschied. Und wir starten endlich Richtung Süden.

Jedes Jahr gibt es ein großes Motto, das sich durch die Freizeit zieht. Es taucht in den drei Gottesdiensten auf, die wir zusammen feiern. Inhaltliche Aktionen sind darauf abgestimmt. Und auf der Mitte der Freizeit wird dazu  ein riesiges Fest gefeiert. Ein Volleyball-Spiel zwischen den Jugendlichen und dem Team findet nach einer schriftlichen Herausforderung statt. Wetteinsatz ist eine Stunde später ins Bett und eine Stunde länger schlafen. Außerdem wird der Grill angeschmissen. Und den ganzen Tag über gibt es kreative und sportliche Aktionen, die zum Thema des Mottos passen.

Neben dem Motto und dem Bergfest, gibt es immer ein Cludeo-Geländespiel, einen Ausflug in die nächste Stadt und eine Nachtwanderung mit Übernachtung im Freien. Und jedes zweite Jahr eine Strand-Rallye. Diese Aktion gehört zu meinen liebsten! Es gibt vier Mannschaften, die gegeneinander antreten. Die Disziplinen lauten: Sandburgenbau, Entchen-Fischen, Schatzsuche, Wasser-Tanken und Staffelschwimmen.

Beim Sandburgenbau geht es mal um die größte Sandburg – ehrlicher Weise müsste man von dem größten Sandhaufen sprechen – und mal um die Sandburg mit den meisten Details. Punkte bringen zum Beispiel ein Burggraben, Türme,  Fenster, Tore und Verziehrungen. 

Das Entchen-Fischen ist mein persönliches Highlight. Ein Teamer schwimmt mit einem großen Sack Schwimmentchen ins Meer und lässt sie auf den Wellen frei. Damit kein Entchen abtreibt, hält er sie etwas zusammen. Die Aufgabe der Jugendlichen ist nun, das jeweils eigene Entchen zu finden. Unter jedem gelben Entchen steht ein Name aus der Gruppe. Und diesen Namen gilt es jetzt zu finden. Auf los gehts los und alle 50 Jugendlichen rennen gleichzeitig ins Wasser, um ihre Ente zu holen. Es spritzt, es wird geschrien und nach gut fünf Minuten haben die Entchen wieder den Strand erreicht. 

Bei der großen Schatzsuche sind wieder alle 50 Jugendlichen gleichzeitig gefragt. In einem abgesteckten Bereich sind 100 Fotofilm-Dosen verbuddelt. In den Filmdosen steckt ein Zettel mit einer Punktzahl. Mal sind es fünf Punkte, manchmal auch 20 Punkte. Alle suchen gleichzeitig und versuchen möglichst viele Punkte für ihr Team zu holen. Wenn alle Dosen ausgebuddelt sind, wird abgepfiffen.

In der nächsten Runde erhalten alle Teams eine Badekappe und einen Zehn-Liter-Eimer. Jede Mannschaft versucht nun so viel Wasser wie möglich in die Badekappe zu füllen. Der Anfang ist schwer. Die Kappe bleibt in ihrer Form und hält grad mal einen halben Liter Wasser. Mit ein bisschen Geduld wird es dann ein Liter, zwei, fünf, bis irgendwann der ganze Eimer drin bleibt. Und ab da wird es spannend. Wie viele weitere Zehn-Liter-Eimer passen  in die Badekappe? Der Rekord liegt derzeit bei etwas über 400 Liter! Wenn die Gruppe eine gute Taktik gefunden hat, wie man die Badekappe am besten halten kann, füllt sich die Kappe immer weiter zu einem kleinen Pool. Aber irgendwann ist Schluss und die Badekappe reißt.

Beim Staffelschwimmen passiert genau das: Die Gruppen schwimmen ein Staffelrennen und powern sich nochmal richtig aus. Nach all den Runden werden die Punkte gezählt. Der Preis ist ein Eis für jeden und jede. Die Gruppe mit den meisten Punkte darf sich zuerst eins aus den verschiedenen Sorten aussuchen.

Dass ich dieses Jahr nicht mehr dabei sein würde, war schon letztes Jahr klar. Aber dass die Freizeit gar nicht erst stattfinden kann, war für niemanden auch nur denkbar. Für mich waren diese zwei Wochen immer ein Highlight meines Jahres. Zwei Wochen im Zelt. Keine Stühle mit Lehne, sondern Bierzeltbänke. Nur kurze Hosen und barfuß. Zwei Wochen mit fast 60 Leuten auf einem Platz. Jeden Tag ist Programm. Programm, dass nur mit so einer Gruppe schön ist. Mit vielen Leuten, die innerhalb einer Busfahrt zu einer Gemeinschaft geworden sind. Beim Gemüse-Schneiden wird geklönt und gelacht. Auf dem Weg zum Waschhaus kommen unerwartet Herzensthemen auf den Tisch. Und nach einem Lagerfeuer am Strand sitzen plötzlich zwei Mädels Arm in Arm, die seit letztem Jahr kein gutes Wort füreinander hatten.
Christliche Werte passieren da einfach auf dem Platz. Sie werden gelebt und nicht besprochen. Für mich und für viele andere passiert da viel Schönes und Gutes. Diese gute Zeit begleitet einige noch Wochen später. Wie ein Tank, der immer noch mit guter Laune gefüllt ist.

Ich hoffe, dass dieser Sommer etwas anderes bereithält, was das Zeug zum Ersatz-Highlight hat. Es muss auch gar nicht groß sein. Ein Teelicht wäre auch schon schön.
Das ist meine Bitte vor Gott.

Das hundertundvierzehnte kleine Licht.
Bleiben Sie behütet.
Ihre Vikarin Heike Sieberns

 

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

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