Ein kleines Licht am 1. Juli

Ginstersaat

Für alle LehrerInnen, Hometeacher, ErzieherInnen, Eltern

Vor ein paar Jahren war ich mal ziemlich gefrustet. Entweder von meinen Konfis oder von meinen SchülerInnen damals, als ich am FRG Religion unterrichtet hatte. Sie hatten irgendwie nicht richtig aufgepasst, kein Interesse gehabt oder hatten nur was zu meckern gehabt. Auf jeden Fall hatte ich das Gefühl: Du hast dir so viel Mühe gegeben und alles war für die Katz gewesen.

Und irgendwie muss ich das in unserer Gemeindebriefredaktion kurz erwähnt haben. Da sagte der alte Lehrer – oder besser – der alte Schulmeister Klaus Giese: „Machen Sie sich mal keine Sorge. Was sie den Kindern da geben, das ist Ginstersaat. Verstehen Sie, was ich meine?“ Ich konnte nur den Kopf schütteln.

Und da begann Herr Giese zu erzählen.

Kurz nach dem Krieg musste er nahe bei Neustrelitz helfen, einen Kiefernwald zu roden. Die Bäume waren fast 90 Jahre alt, großgewachsen und erntereif. Später sollten die Stämme mit der Bahn als Teil der Reparationszahlungen in die Sowjetunion transportiert werden.

Die Männer gingen also an die Arbeit und machten, wie das damals so üblich war, einen Kahlschlag. Alle Bäume wurden umgehauen und fortgeschafft. Die Äste und Zweige dienten als Brennholz. Zurück blieben die Stümpfe und der Waldboden.

In den nächsten Jahren aber wuchsen Büsche auf und im Sommer leuchtete alles gelb, denn es war Ginster, der da blühte.

Das wiederum verwunderte die Neustrelitzer, denn niemand konnte sich daran erinnern, dass in diesem Waldstück oder auch nur in der Nähe Ginster gewachsen wäre. Aber nun war alles voll davon.

Aber dann hatte einer eine Erklärung für diese wundersame Sache: Vor 90 Jahren, bevor die Kiefern angepflanzt wurden, hatte schon mal Ginster auf diesem gestanden. Die Pflanzen hatten geblüht, Samen getragen und es waren neue Ginsterbüsche gewachsen. Als dann die Kiefern gepflanzt wurden und immer höher wurden, da haben sie dem Ginster nach und nach das Licht weggenommen. Der Samen war nicht mehr gekeimt sondern hatte an die 90 Jahre lang im Boden geruht.

Und erst als die großen Kiefern abgehauen waren und die Sonne wieder den Waldboden bescheinen konnte, waren die Samen aus ihrem langen Schlaf erwacht. Erst als die günstige Gelegenheit da war, da ist aus den Samen neuer Ginster gewachsen.

Deshalb, lieber Herr Prahler“, fuhr der alte Lehrer Giese fort, „müssen Sie Geduld haben und dürfen Sie die Hoffnung niemals aufgeben. Was wir den Kindern an Gutem mitgeben, ist wie Ginstersaat. Vielleicht ist jetzt nicht die Zeit, dass die Kinder etwas damit anfangen können. Vielleicht ist die Ablenkung zu groß oder sie sind noch nicht so weit. Aber das Gute, was wir tun, ist ja nicht verloren. Es liegt in den Kindern und schlummert. Und irgendwann wird es aufwachsen und blühen wie der Ginster in dem Waldstück bei Neustrelitz.“

Habt Geduld mit euren Kindern und habt Vertrauen.

Das einhundertundsechste kleine Licht.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler.

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

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