Ein kleines Licht am 10. Juni

“Unten am Fluss”

Der Roman „Unten am Fluss“ von dem englischen Schriftsteller Richard Adams ist eines meiner absoluten Lieblingsbücher.

Ich habe das Buch allein bestimmt an die drei-, viermal gelesen. Und ich habe die ganzen 438 Seiten meiner Jugendgruppe vorgelesen. Das war 1987 auf unserer Wanderung in Schweden.

Da isses.

Der Trailer für den Kinofilm hat mich dazu gebracht, das Buch zu kaufen. In ein paar Tagen hatte ich den Schmöker durchgelesen. Als ich dann den ganzen Film im Kino angesehen habe, war ich schwer enttäuscht. Das Buch war so viel tiefer, bezaubernder und spannender gewesen. Der Film war ein müder Abklatsch.

In „Unten am Fluss“ geht es um die Abenteuer einer Gruppe von Kaninchen. Aufgrund von düsteren Ahnungen eines der Kaninchen fliehen die Ausreißer aus ihrem angestammten Bau, um sich irgendwo eine neue Zukunft aufzubauen. Sie tun das keinen Augenblick zu früh, denn der alte Bau soll ausgeräuchert und auf der Wiese ein Baugebiet erschlossen werden.

So macht sich die Gruppe auf eine gefährliche Reise, gejagt von Eulen, Dachsen, wildernden Hunden.

Als sie eine günstige Stelle für den Bau gefunden haben, gehen die Schwierigkeiten erst los. Sie tricksen den Hofkater aus und befreien Kaninchendamen auf einer Farm, um mit ihnen eine neue Gemeinschaft aufzubauen. Sie stoßen auf ein von einem Tyrannen beherrschtes Kaninchenvolk und müssen sich gegen Eroberer wehren.

Das ist in groben Zügen die Handlung von „Unten am Fluss“ und die kann auch der Film ganz gut erzählen. Die eigentliche Geschichte geht aber eigentlich noch viel tiefer.

Jedes einzelne Kaninchen in „Unten am Fluss“ ist eigene vollständige Persönlichkeit. Jedes hat seine persönlichen Stärken und seine Schwächen.

Selbst Hazel, der Anführer der Gruppe, ist kein strahlender und übermächtiger Held. Eher im Gegenteil. Bei Licht betrachtet ist Hazel sogar ziemlich normal. Er ist nicht das stärkste, nicht das schlaueste und nicht einmal das mutigste von den Kaninchen. Er hat kein besonderes, geheimes Wissen und er ist nicht der beste Redner. Aber Hazel hat die Gabe, in jedem aus der Gemeinschaft das Beste zu wecken. Er ist derjenige, der alles zusammenhält und der die Gemeinschaft dadurch stark macht.

Hazel wäre nichts ohne die anderen. Aber die anderen kämen auch nicht weit ohne Hazel. Oder ohne eine Gemeinschaft, in der jeder seine Talente für die anderen einsetzt.

Deshalb haben wir das Buch auch auf einer Wanderung unserer Jugendgruppe vorgelesen. Auf einer ziemlich anstrengenden Reise durch die schwedischen Berge. Mit schweren Rucksäcken und miesem Wetter. Tagelang mitten im Nirgendwo auf uns allein gestellt. Wo wir als Gruppe füreinander da sein mussten, damit wir zusammen die Reise überstehen. In der sich jeder nach seinen Fähigkeiten einbringen musste. In der es zusammen besser geht als allein. Weil es allein eigentlich überhaupt nicht geht.

Da ging es nicht darum, wer den anderen in irgendwas übertrifft. Oder wer gar der Beste von allen war. Da ging es nicht darum, für sich einen Vorteil rauszuschinden oder andere geschickt für sich einzuspannen. Sondern ich habe mich für alle anderen angestrengt, so wie sich alle anderen für mich angestrengt haben. Und wir waren froh, wenn einer für uns andere glänzen konnte. Und wir waren zufrieden mit jedem kleinen Gleichnis.

Jeder von uns hat von Gott besondere Talente mitbekommen. Die sind dafür da, sie zum Wohle deiner Mitmenschen einzusetzen. Du darfst deine Talente nicht vergraben, aber auch nicht nur für dich alleine einsetzen. Hazel hat das seinen Leuten irgendwie vorgelebt und damit beigebracht. Wir können es von ihm und von den anderen Kaninchen lernen. Von denen „Unten am Fluss“.

Das fünfundachtzigste kleine Licht.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an joergprahler@gmx.de.

Ein Kommentar

Kommentare sind geschlossen.