Ein kleines Licht am 2. Juni

Heuchler!

Am 25. Mai 2020 wurde der 46-jährige Afroamerikaner George Floyd im Rahmen seiner Festnahme getötet. Er stand unter Verdacht, in einem Lebensmittelgeschäft mit einer falschen 20-Dollar-Note bezahlt und unter Drogen gestanden haben. Vier Polizeibeamte haben den Unbewaffneten festgenommen. Sie sprechen davon, dass Floyd sich der Festnahme widersetzt habe. Auf einer Überwachungskamera sieht man, dass Floyd keinen Widerstand gegen seine Verhaftung leistet.

Es wird aber gefilmt, dass drei Beamte auf George Floyd knien. Ein Polizist kniet für 8 Minuten und 46 Sekunden auf dem Nacken des liegenden Mann. Auf dem Video ist zu hören das George Floyd mehrfach klagt: „Ich kann nicht atmen!“ In den letzten 2 Minuten und 53 Sekunden zeigt Floyd keinerlei Regung mehr. Weder nehmen die Polizisten ihre Knie von dem Mann noch untersuchen sie seinen Gesundheitszustand. Auch unterließen die Polizisten es trotz Aufforderung, den Puls des Mannes zu messen. Erst als der Rettungswagen eintraf, wurde das Knie vom Nacken des Reglosen genommen. Wenig später wurde der Tod von George Floyd bekannt gegeben. Er war Vater zweier Töchter.

Dies ist der jüngste Fall einer ganzen Kette von tödlicher Polizeigewalt gegenüber unbewaffneten und wehrlosen Afroamerikanern. „I can‘t breathe“ („Ich kann nicht atmen“) und „Black lives matter“ („Die Leben von Schwarzen bedeuten was“) steht auf den Schildern der Demonstrantinnen und Demonstranten in Minneapolis und inzwischen vielen Städten in den USA.

Die afroamerikanische Bevölkerung prangert rassistische und ungerechte Strukturen in Staat und Gesellschaft an. Immer wieder erlebt sie Benachteiligungen, Hass und sogar tödliche Gewalt.

Die Proteste nach dem Tod von George Floyd haben dabei eine neue Qualität erreicht: Es kommt nach oder am Rande von Demonstrationen zu Ausschreitungen, Plünderungen, Brandstiftungen und ebenfalls Gewalt. Diese Gewalt ist schlecht und muss aufhören.

Natürlich gehört es zu den Aufgaben eines Staates, für Recht und Ordnung zu sorgen und die Befolgung der Gesetze zu gewährleisten. Insofern kann ein Staat bei solchen Ausschreitungen nicht tatenlos zusehen. Andererseits: Wären die Gesetze zum Schutz der afroamerikanischen Bevölkerung in der Vergangenheit angewendet worden, wären Rassismus und Gewalt gegen Afroamerikaner unter anderem durch die Polizei in der Vergangenheit konsequent verfolgt worden und hätte man die Schuldigen ermittelt und dann genau so streng bestraft, wie man es bei den Afroamerikanern tut, dann würde es diese Gewaltexzesse mit Sicherheit überhaupt nicht geben.

Außerdem wäre es in einer solchen Situation die Aufgabe eines verantwortungsbewussten Präsidenten, die Wogen zu glätten, die Lage zu deeskalieren und auf friedliche Lösungen hinzuarbeiten.

Doch der amerikanische Präsident Donald Trump spielt in dieser Gemengelage eine mehr als zweifelhafte Rolle. Er selbst fällt immer wieder durch rassistische und herabwürdigende Äußerungen und Tweets auf. Auf einer Demonstration nationalistischer und rassistischer Weißer machte er „viele feine Leute“ aus und viele seiner Anfängerinnen und Anhänger teilen und verbreiten rassistische Parolen.

Während dieser jüngsten Ausschreitungen verschärft Trump immer wieder den Ton, droht den Demonstrantinnen und Demonstranten mit scharfen Hunden, Schusswaffengebrauch und dem Einsatz der Armee.

Zum Skandal der fortwährenden überzogenen Polizeigewalt gegenüber afroamerikanischen Bürgerinnen und Bürgern hingegen hört man von ihm nichts. Für seine rechte Wählerschaft markiert er den starken Mann. Und für seine evangelikalen Wählerinnen und Wähler hat Donald Trump sich eine besondere Aktion einfallen lassen. Für einen Fototermin vor einer nahegelegenen Kirche ließ Trump die weitgehend friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten vor dem Weißen Haus mit Tränengas auseinandertreiben. Dann posierte er mit der Bibel hoch erhobenen Hand und kehrte sodann in den Präsidentensitz zurück.

Damit hat Donald Trump aus einer Kirche eine Kulisse und aus der Bibel eine Requisite für ein Possenspiel gemacht. Das ist widerlich, heuchlerisch und verkommen. Gott, die Kirche und das Wort Gottes öffentlich für so eine peinliche und durchsichtige Show zu missbrauchen, sollte keine Christin und keinen Christen kalt lassen. Und gerade die evangelikalen Befürworter von Trump in den USA, sollten sich entscheiden, ob sie sich wirklich vor den Karren dieser Person spannen lassen wollen.

Dabei finde ich es gut, wenn Trump eine Bibel in die Hand nimmt. Nur sollte er darin lesen und nicht heuchlerisch damit herumfuchteln. Zum Beispiel Matthäus 5, Vers 6: „Selig sind, die Frieden stiften, denn sie werden Gottes Kinder heißen.“

Das siebenundsiebzigste kleine Licht.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend, außer am Wochenende von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an joergprahler@gmx.de.

Ein Kommentar

  1. Ich weiß, dass das keine Andacht im streng genommenen Sinne ist. Vielleicht noch nicht einmal im weiteren Sinne. Aber darfst du als Christ ruhig bleiben, wenn das, was dir heilig ist, so für eine durchsichtige Propaganda missbraucht wird? Ich kann das leider nicht.
    Ich bin gespannt auf eure Reaktionen.

Kommentare sind geschlossen.