Ein kleines Licht am 10. Mai

von Heike Sieberns, Vikarin in Damnatz, Langendorf und Quickborn

Mütter sind Frauen mit Superkräften

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Rosie_the_Riveter

Seit über 100 Jahren ist unsere Gesellschaft auf dem Weg, die Unterschiede zwischen Mann und Frau aufzuheben. Und vieles ist schon erreicht worden.

Seit 1918 haben Frauen Wahlrecht. Im gleichen Zuge endete die Vormundschaft der Väter über unverheiratete Töchter, sowie die Vormundschaft der Ehemänner über ihre Frauen.
1977 tritt das Gesetz zur Reform des Ehe- und Familienrechts in Kraft.  Für Frauen ein großer Schritt zu Befreiung und Anerkennung. Denn dieses Gesetz hob die gesetzliche Pflicht für Frauen auf, den Haushalt führen zu müssen. Fortan hat der Mann nicht mehr das Recht, über die berufliche Beschäftigung der Frau zu entscheiden. Ehepaaren ist es möglich, auch den Namen der Frau als Familiennamen zu tragen. Und im Falle einer Scheidung muss ab sofort der Ehepartner Unterhalt zahlen, der wirtschaftlich besser aufgestellt ist. Diese Gesetzesreform machte es Frauen also möglich, ihre unglückliche Ehe zu verlassen. Sie mussten nicht mehr bangen, in finanzielle Not zu geraten.
1980 wurde gesetzlich festgelegt, dass Frauen und Männer am Arbeitsplatz gleich behandelt werden müssen. Dazu gehört auch, dass sich die Bezahlung nicht unterscheiden darf. Gleiche Arbeit für gleiches Geld!
Erst 1997 wird die Vergewaltigung innerhalb der Ehe strafbar.
2005 wird Angela Merkel die erste Bundeskanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.

So viel wurde getan, damit Frauen ihr Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen können. In der DDR waren Krippen und Kindergärten schon längst Normalität, während das Konzept in der BRD noch in den Kinderschuhen steckte. Die Frauen konnten ihrem Beruf nachgehen. Wenigstens für den halben Tag.

Heute arbeiten ¾ der Mütter von schulpflichtigen Kindern. In einigen Familien ist es vielleicht sonst finanziell eng. Viele Frauen arbeiten aber, weil sie das wollen. Sie wollen ihr eigenes Geld verdienen und den Beruf ausüben, der ihnen Freude macht. Die Kitas und Schulen geben den Frauen die Möglichkeit, zumindest halbtags arbeiten zu gehen.

Doch nun sind Kitas und Schulen geschlossen worden. Die Kinder müssen zu Hause bleiben. Auch die Eltern sind ins Homeoffice umquartiert worden und plötzlich ist die ganze Familie rund um die Uhr zu Hause. Für den ersten Moment klingt das nach Wochenende oder vielleicht sogar nach Urlaub. Doch so ist es nicht. Schule geht weiter und der Job auch. Die Kinder sollen von Zuhause ihren Stoff erarbeiten. Das ist manchmal gar nicht so einfach ohne eine Schulkameradin oder ohne einen Lehrer. Wer erklärt denn die schwierigen Aufgaben?

„Mama? Komm mal. Ich kapier’ das nicht.“
Diesen Satz haben viele Mütter in letzter Zeit öfter gehört. Und nicht nur den. Besonders beliebt waren auch: „Mama, wann gibt es Mittag?“ „Mama, wann gehst du einkaufen?“
Für viele Kinder ist Mama die erste Ansprechperson. Und das ist schön. Aber diese Frauen sind nicht nur Mutter, sondern auch Ehefrau, Köchin und Putzfrau. Viele betreiben nebenbei eine Wäscherei und eine mobile Pflege für die eigenen Eltern. Und neuerdings sind diese Frauen auch noch Lehrerinnen. Das ist ganz schön viel neben dem eigentlichen Job, der ganz normal im Homeoffice weitergeht. Die Frauen jonglieren mehrere Jobs gleichzeitig, während der Mann häufig mit nur einem Job der Hauptverdiener ist. [ Wenn es nach mir ginge, würde dieses Wort übrigens abgeschafft werden. Hauptverdiener. Denn verdient hat diese Frau das gleiche Geld allemal! Ihre Jobs beginnen nämlich schon beim Decken des Frühstückstisches und enden, wenn abends alle in den Federn liegen.] 

Die vielen Mütter machen ihre Sache großartig! Mütter sind Frauen mit Superkräften. Das zeigt die Coronaepidemie ganz deutlich. Diese Epidemie zeigt aber auch etwas anderes: Die Gleichberechtigung ist in Deutschland noch nicht so weit, wie viele bisher gedacht haben. Denn jetzt sind es wieder die Frauen, die in ihrem Job zurückstecken, damit der Haushalt und die Familie weiterlaufen können.
Das ist nicht fair, aber was würden wir nur ohne sie tun? Denn sind wir mal ehrlich: Würde Mutti plötzlich streiken, würde es nur noch Nudeln oder Pommes aus dem Ofen geben. Wäscheberge würden den Weg versperren, im Schrank stünde kein sauberes Geschirr mehr und der Kühlschrank wäre ständig leer.  

Tausend Dank an alle Mütter, die das Schiff sicher durch Haushalt, Homeschooling und Homeoffice manövrieren!
Heute ist Muttertag. Dieser Tag gehört ausnahmsweise mal allein diesen Frauen.
Den Frauen mit Superkräften.

Das vierundfünfzigste kleine Licht.

Bleiben Sie behütet.

Ihre Vikarin Heike Sieberns

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.
Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an heike.sieberns@evlka.de.

Ein Kommentar

  1. Liebe Heike,deine Gedanken heute sprechen mich sehr an.Gerade in dieser Zeit…Vielen Dank für die tollen Worte!
    Mit lieben Grüssen Tamara Haaker-Jung

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