Ein kleines Licht am 20. April

Arbeitssuchend!

Und am Montag schon wieder aufgewärmtes Zeug. Diesmal eine Radioandacht vom 13. Dezember 2013 auf NDR1 Niedersachsen aus der Reihe „Zwischen Himmel und Erde“. Das war damals der letzte Tag der Andachtsreihe über Leute, die sich von Rückschlägen nicht kleinkriegen lassen. Passt vielleicht auch ganz gut in unsere Zeit. Sie können die Andacht hören oder darunter noch einmal nachlesen:

      Titelnummer 5 - Unbekannter Interpret

Seht auf und erhebt eure Häupter, weil eure Erlösung naht.“

Als Jochen arbeitslos wurde, da ging er fest davon aus, dass diese Phase nur ein paar Monate, höchstens aber ein halbes Jahr dauern würde. Inzwischen waren sechs Jahre daraus geworden und jetzt war er 53 Jahre alt.

In der ersten Zeit war er voller Elan gewesen. Er hatte die Stellenanzeigen gelesen, sich beworben und noch Witze gemacht. „Für so wenig wie bisher werde ich nicht mehr arbeiten. Da müssen sie schon mehr auf den Tisch legen.“

Doch dann kamen die Absagen. Jochen saß stundenlang auf den Fluren der Agentur für Arbeit. Zuerst unsicher und verschüchtert, als gehörte er nicht dazu. Dann als einer, der weiß, wie der Hase läuft. Oder eben nicht läuft.

Langsam dämmerte Jochen, dass es so einfach nicht werden würde. Er brachte das Haus und den Garten auf Vordermann. All das, wozu sonst die Zeit fehlte. Aber irgendwann war das auch erledigt. Er nahm sich vor, sich mehr bei der Feuerwehr einzubringen. Jetzt mähte er den Rasen und pustete das Laub weg vor dem Gerätehaus. Alles picobello. Doch was sollte er als nächstes tun? Er machte einen Computerkurs und ein Bewerbungstraining. Aber eine Arbeit fand er doch nicht.

Es war für ihn, als hätte es ihn in eine fremde Welt verschlagen. Eine, die zwar noch aussah wie die altvertraute, die aber doch ganz anders war. Wenn er vormittags durch die Straßen ging, traf er meistens keinen einzigen anderen Mann in seinem Alter. Klar, die waren alle auf der Arbeit. Also blieb er zu Hause.

Wechselte über vom Bett aufs Sofa, stellte um neun schon den Fernseher an. War zum Mittag oft noch nicht rasiert. Er wurde dünnhäutig und reizbar. Seine Frau wurde unleidig und machte ihm Vorwürfe. Als sie ihn zusammen mit Ingo und Rudolf mittags um zwei mit einem Bier am Kiosk rumhängen sah, rastete sie aus. Und Jochen schämte sich. So hatte er nie werden wollen.

Dann rief Kai an, dass bei ihm in der Firma eine Stelle frei würde. Jochen bewarb sich und sollte sich vorstellen. Er ging zum Friseur, zog seine guten Sachen an. Beim Bewerbungsgespräch war er sehr aufgeregt. Ständig verhaspelte er sich. Dachte: „Ich habe es nicht mehr drauf.“ Am Ende: „Besten Dank, Sie hören von uns.“ Er machte sich keine großen Hoffnungen.

Zwei Wochen später war ein Brief da. Jochen öffnete ihn noch direkt am Briefkasten. „Wir freuen uns, Ihnen mitzuteilen …“ Er las die Worte gleich noch mal. Endlich wieder arbeiten! Er ballt die Faust und brüllt was in die Luft. Die Wolken brechen auf. Er steht im Sonnenschein. Und er ist dankbar.

Das vierunddreißigste kleine Licht.

Bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

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