Ein kleines Licht am 13. April

Hildas letzte Reise

Und am Montag gibt es wieder etwas für die Ohren. Die folgende Andacht lief am 20. August 2010 auf NDR1 Niedersachsen in der Reihe „Zwischen Himmel und Erde“. Das war damals der letzte Tag der Andachtsreihe über Neubeginne. Den ersten Teil habe ich schon für einen der früheren Montage ausgesucht gehabt. Sie können die Andacht hören oder darunter noch einmal nachlesen:

      Titelnummer 15 - Jörg

Hildas letzte Reise

Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht?“

Oma Hilda schlägt die Augen auf und wird erst langsam wieder wach. Wie so oft in letzter Zeit stehen lauter Leute um ihr Bett herum. „Wie geht es dir, Mama?“, fragt Karin. „Hast du gut geschlafen?“ Hilda grummelt nur irgendetwas, was entweder „Ja“, „Nein“ oder „Weiß nicht so genau“ heißen könnte.

Es muss Wochenende sein oder es muss ihr sehr schlecht gehen, denn heute sind gleich beide Töchter da. Und ihr Sohn aus Wendisch Evern. Dabei fühlt sie sich gar nicht schlecht. „Ist heute Sonntag?“ „Nein, Montag.“ „So.“ Langsam wird ihr Kopf klarer. Ihre Kinder sehen traurig aus. „Macht mal nicht so´n Gesicht!“ Und die drei versuchen mal zu lächeln. Na ja, der gute Wille zählt.

Was gibt´s denn Neues?“, fragt Hilda und hört die Antwort nur mit eingeschränktem Interesse. Paschewskis haben ein neues Auto bekommen und Isolde ein neues Knie. Allen geht es gut damit. Kevin macht jetzt seinen Führerschein und Nico will nicht in die Tanzschule. Dabei hätte ausgerechnet der es bitter nötig, ein bisschen Benimm zu lernen. Das Wetter ist zu trocken. Man muss jeden Abend sprengen und so weiter und so fort.

Hast du eigentlich Schmerzen, Mama?“ Nein, das hat sie nicht. Ihr ist nur immer so ein bisschen dösig. „Dann ruh dich doch ein bisschen aus. Versuch ein bisschen zu schlafen.“ Sie halten ihr die Schnabeltasse hin mit lauwarmem Pfefferminztee. Der tut gut. Und sie schütteln ihr das Kissen etwas auf. Gleich wird sie wieder einschlafen.

In den letzten Tagen träumt sie immer von Sonne und von Meer und von einem Segelboot mit dem Sie hinausfährt. Seitdem hat sie keine Angst mehr. Überhaupt gar nicht. Oma Hilda ist in ihrem Leben eigentlich keine besonders fromme Frau gewesen. Jetzt in ihren letzten Wochen holt sie das ein bisschen nach. Eine Dame von der Kirche besucht sie hier im Krankenhaus, liest ihr Psalmen und Gebete vor und sie betet aus ganzem Herzen mit. Sie weiß jetzt, dass Gott schon auf sie wartet. Und irgendwie wartet sie jetzt auch schon auf ihn.

Karin streichelt ihre Wange, während Hilda langsam einschläft. „Das habe ich früher auch bei dir gemacht, mein Spatz“, denkt Oma Hilda, dann gleitet sie hinüber. „Ob das Boot wohl heute wieder kommt?“ Sie kann es kaum erwarten.

Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht?“

Das siebenundzwanzigste kleine Licht.

Frohe Ostern und bleiben Sie gesund oder werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend auf der Startseite von Evangelisch-im-Wendland.de und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

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