Ein kleines Licht am 26. März

Die Chance in der Krise

Ohne Not verändert sich nichts, am wenigsten die menschliche Persönlichkeit. Sie ist sehr konservativ…“ Dieser Satz stammt von dem Schweizer Psychiater und dem Begründer der analytischen Psychologie Carl Gustav Jung. Und der Apostel Paulus erkannte, dass Notlagen eine Kette in Gang setzen, die am Ende die Hoffnung stärken (Römerbrief, Kapitel 5, Verse 3 bis 5).

Wenn das so stimmt, dann hat jede Not auch eine positive Seite. Dann steckt in jeder Krise auch eine Chance.                                                     (C.G. Jung, 1875-1961)

Und in der Tat: Ich merke doch an mir selber, wie starr und festgefahren ich doch manchmal bin. Viele Dinge haben ihre feste Zeit und ihren festen Ort. Über viele Sachen denke ich gar nicht mehr nach. Ich tue das Gleich immer wieder und immer weiter im selben, tumben Trott: „Das war schon immer so. Das wird auch weiter so gemacht.“ Das Blöde dabei: Das alles geschieht, ohne nachzudenken. Ohne jemals auf den Prüfstand zu kommen.

Außer in einer Krise. Die Krise schafft sich ihre eigenen Regeln. Was gestern noch unbedingt sein musste, fällt heute aus. Und was gestern absolut nicht ging, das geschieht heute wie von selbst. Dass ich von zu Hause aus arbeite. Dass die Kinder den Schulstoff außerhalb der Schule nachholen müssen. Dass wir nicht mehr kaufen, kaufen, kaufen müssen. Aber dass es wichtig ist, dass Brot im Haus ist. Wir erleben am eigenen Leib: Es nicht mehr immer schneller. Von jetzt auf gleich muss es auch mal ganz langsam gehen. Eltern verbringen mehr Zeit mit ihren Kindern, denn auf einmal ist Zeit da. Opa bringt seiner Enkelin Skat spielen bei. Du greifst zum Hörer und rufst eine alte Freundin wieder an.

Und vielleicht kommen wir in den großen Menschheitsfrage auch einen Schritt weiter: In China ist die Luft sauberer geworden und ein weltweiter Waffenstillstand ist im Gespräch. Die Europäische Gemeinschaft kümmert sich nicht mehr darum, wie krumm die Gurken sein dürfen. Aber sächsische Intensivstationen nehmen Kranke aus Italien auf.

Viele Menschen gucken sich gerade um in ihrer Nachbarschaft. Sie überlegen: Wer könnte gerade Hilfe gebrauchen? Menschen beten in ihren Wohnungen, was ihnen zuvor niemals im Traum eingefallen wäre. Leute, die sonst immer alles allein und selber besser hingekriegt haben, nehmen auf einmal von anderen Hilfe an.

Nicht alles, was passiert, bringt uns nach vorne. Auf tagesschau.de wurde geschrieben: Eine Frau hat sich im Supermarkt so geärgert, dass sie sich aus Protest auf das Warenlaufband gesetzt hat. Die Frau durfte nicht so viele Packungen Klopapier kaufen, wie sie wollte. Weil sie sich überhaupt nicht mehr beruhigen ließ, musste am Ende die Polizei kommen und die Frau mitnehmen.

Trotzdem denke ich, dass sich die meisten Menschen sich gerade zum Guten verändern. Sie erkennen: Weniger ist mehr. Sie lernen zwischenmenschliche Kontakte mehr zu schätzen. Sie spüren wie gut es ist, wenn einer dem anderen hilft. Wir achten wieder mehr aufeinander. Solche Erfahrungen können einen Menschen verändern. Sie können ein Land und sogar eine ganze Welt verändern.

Das neunte kleine Licht.

Bleiben Sie gesund. Werden Sie gesund.

Ihr Pastor Jörg Prahler

(Das Foto steht auf Wikipedia zur freien Verfügung.)

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend hier und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

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