Ein kleines Licht am 23. März

Alena bricht auf

Montags haben die Pastoren frei. Ich jedenfalls. Deshalb wird heute nicht neu gekocht, sondern es gibt eine Konserve. Eine Morgenandacht aus der Reihe „Himmel und Erde“, gesendet auf NDR1 Niedersachsen am 16. August 2010:

      Titelnummer 11 - Jörg

Und hier ist noch mal der Text, falls Sie die Audio-Datei nicht starten können:

Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht?“

Alena macht die Haustür selber zu, denn Mama darf nicht mit. Die Riemen vom Tornister quietschen wie verrückt. Der Ranzen ist erst zwei Wochen in Gebrauch. Die paar Bücher darin rutschen bei jedem Schritt hin und her, so schnell springt sie die drei Stufen herab. Danach quietsch, quietsch, quietsch bis zur Pforte. Mama guckt ihr nach von hinter der Gardine. Alena weiß das ohne hinzusehen.

Ich will jetzt alleine zum Schulbus gehen. Du brauchst mich nicht zu bringen. Inkens Mama bringt Inken auch nicht bis zur Bushaltestelle.“ „Aber Inken ist schon in der zweiten Klasse“, wendet Mama ein. „Inken darf aber trotzdem alleine gehen!“, sagt Alena und das ist ihr letztes Wort. Papa hat so richtig keine Meinung: „Tja, wenn sich das Kind das selber zutraut …“ Mama meint, Papa stelle sich das immer zu einfach vor. Aber das einzige, was sie jetzt noch rausholen kann, das ist eine Woche zur Schule gehen üben. Alena geht vorne weg und Mama beobachtet alles und geht hinterher.

Das war vor einer Woche. Jetzt ist Schluss mit üben. Jetzt ist ernst.

Erste Straße nicht, zweite Straße rechts einbiegen. Aufpassen, dass kein Auto kommt. Dann vorbei an dem weißen Haus mit der schiefen Hecke und mit dem verrückten Hund. Keine Angst haben, der Zaun ist nämlich viel zu hoch für so einen kleinen Kläffer. Alena mag eigentlich Hunde. Diesen hier mag sie nicht.

Alena geht mit gleichmäßigen, schnellen Schritten, denn gefährlich ist bummeln, anhalten unterwegs, Blumen pflücken, Vogelküken da vorn im Lindenbaum angucken und am schlimmsten: Spielen. Ruckzuck hat man sich verbummelt und der Bus ist weg und du musst wieder nach Hause gehen. Heulend und verzweifelt. Und Mama würde das Auto rausholen und dich zur Schule fahren und dann müsstest du wieder ganz von vorne anfangen. Eine Woche üben, alleine zum Schulbus zu gehen.

Na, Alena, gehst du heute mal alleine spazieren?“, fragt die Frau vom Kiosk mit den Pferdecomics. „Ja“, sagt Alena und stapft unbeirrt weiter. Sie hat doch keine Zeit. Noch einmal um die Ecke dann kann sie die Haltestelle sehen. Sie ist nicht ganz, aber doch fast die erste am Bushäuschen. Sie guckt nach links. Vom Bus ist noch nichts zu sehen. Sie guckt nach rechts: Die Straße führt eine Allee empor, dahinter muss die Schule sein. Und dahinter die ganze Welt.

Gott spricht: „Siehe, ich will ein Neues schaffen, jetzt wächst es auf, erkennt ihr´s denn nicht?“

Das sechste kleine Licht.

Bleiben Sie gesund.

Werden Sie gesund.

Und hören Sie heute doch mal Musik, die Sie richtig gerne mögen.

Ihr Pastor Jörg Prahler

Das “kleine Licht” erscheint jeden Abend hier und auf der Homepage der Kirchengemeinden Damnatz, Langendorf und Quickborn. Sie können diese Andacht, diesen Impuls oder Gedanken gut in ein Abendgebet einbauen. In Damnatz, Langendorf und Quickborn läuten dazu jeden Abend von 19.15 bis 19.20 Uhr die Glocken. Für das Abendgebet können Sie eine Kerze anzünden. Die Kerze können Sie danach um 19.30 Uhr auf ein Fensterbrett in Richtung Straße stellen. Das ist ein Zeichen der Hoffnung, dass sich zur Zeit ganz viele Menschen in Lüchow-Dannenberg gegenseitig geben.

“Meine Oma hat aber gar kein Internet”? Aber du! Es ist ausdrücklich erlaubt, diese Beiträge auszudrucken, zu verschicken, zu teilen oder zu verlinken. Gebt sie gerne an alle weiter, die sich darüber freuen und vor allem an die, die sonst keine Zugang dazu hätten.

Rückmeldungen, Fragen oder Anregungen gerne an joergprahler@gmx.de.