Angedacht

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Worte zur Besinnung – EJZ am 30.10.2020

Michael Ketzenberg, Breselenz – Pastor in Plate und Lüchow

Der Floh unterm Arm

Morgen ist Reformationstag. Aus diesem Grunde will ich heute Martin Luther zwei Mal zu Wort kommen lassen. Der Virus seiner Zeit war die Pest. Und aus Luthers Umgang damit können wir für uns lernen, gelassen, angstfrei und zugleich umsichtig, rücksichtsvoll und engagiert mit der Situation in unserer Zeit umzugehen. Gottes Segen wünsche ich dazu!

  1. Aus der Schrift „Ob man vor dem Sterben fliehen möge”

„Wenn Gott tödliche Seuchen schickt, will ich Gott bitten, gnädig zu sein und der Seuche zu wehren. Dann will ich das Haus räuchern und lüften, Arznei geben und nehmen, Orte meiden, wo man mich nicht braucht, damit ich nicht andere vergifte und anstecke und ihnen durch meine Nachlässigkeit eine Ursache zum Tode werde.

Wenn mein Nächster mich aber braucht, so will ich weder Ort noch Person meiden, sondern frei zu ihm gehen und helfen. Siehe, das ist ein gottesfürchtiger Glaube, der nicht tollkühn und dumm und dreist ist und Gott nicht versucht.“

  1. Aus einer Predigt zu Markus 5

„Wenn ich die Pest gleich tausend Mal an meinem Leibe hätte, will ich mich darum nicht zu Tode fürchten; denn ich habe Christus. Ist es sein Wille, so soll mir die Pest weniger schaden als ein Floh unter meinem Arm; der frisst und sticht wohl ein wenig, er kann mir aber das Leben nicht nehmen.

Aber weil wir nicht glauben und solche geistlichen Augen nicht haben, kommt es, dass wir uns so fürchten und verzagen, und in so närrische Gedanken geraten. Alles Unglück, wie groß es vor deinen Augen ist, vor unseren Herrn Christus weniger denn nichts ist. Darum, so du Sünde, Krankheit, Armut oder anderes an dir siehst, sollst du nicht erschrecken; tue die fleischlichen Augen zu, und die geistlichen auf, und spricht: Ich bin ein Christ, und habe einen Herrn, der mit einem Wort diesem Unrat allem wehren kann. Was will ich mich darum so sehr bekümmern?

Darum sollen wir doch glauben, vor Gott habe es ein ganz anderes Ansehen, und fröhlich sagen: obgleich Armut, Pest und Tod da sind, so weiß ich doch, als ein Christ, von keiner Armut, Tod noch Pest; denn vor meinem Herrn Christus ist es lauter Reichtum, Gesundheit, Heiligkeit und Leben. Gott gebe uns solche geistlichen Augen um Christi Willen, dass wir durch den Heiligen Geist das Unglück anders denn die Welt ansehen, und solchem Trost behalten, und endlich mögen selig werden, Amen.“

 

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